Die Geschichte
des Hackbretts
Das Hackbrett gehört zu den drei Urtypen der Saiteninstrumente: a, Harfentypus
= Saiten auf Rahmen gespannt, b, Lautentypus = Saiten auf Holzkorpus mit Hals
gespannt, c, Psalteriotypus = Saiten auf Kasten gespannt (vom griech. Wort "psallo"
= ich zupfe).
Der
Ausgangspunkt des Typus "Psalterio" ist der orientalische und islamische
Kulturraum. Dort wurde das Hackbrett im 10. Jahrhundert von Al Farabi unter
dem Namen "Quanun" erfunden. Das Gehäuse vom dreieckigen Psalterio
hat Al Farabi zur rechteckigen, geschwungenen Trapezform weiterentwickelt. Die
ältesten Bilddarstellungen des Hackbretts stammen aus Asyrien auf Wandteppichen.
Aus dem Orient verbreitete sich der Typus "Psalterio" im Mittelalter
nach Osten und Westen. Im 11. Jahrhundert wurde das rechteckige Quanun von den
Arabern nach Persien weitergegeben. Die persische Spieltechnik wurde von den
Indern übernommen. In Indien wird das Instrument "Santoor" genannt
und spielt noch heute an klassischen indischen Theatern eine wichtige Rolle.
Im 12. Jahrhundert fand man das Quanun bereits in Spanien. In Westeuropa erhielt
es nun die Namen "Mezzocanon", "Micanon" oder auch "Nutzhaarinstrument".
Im 14. Jahrhundert war das Hackbrett in Gesamteuropa "salonfähig"
und erfuhr die erste große Blütezeit. Als sogenanntes "dulce melos"
(süßer Gesang) verbreitete es sich über die Balkanländer. Diese Bezeichnung
ist heute noch im Englischen, nämlich "dulcimer" zu erkennen. Im 15.
und 16. Jahrhundert wurde das Hackbrett als ein "unwürdiges Instrument"
bezeichnet und galt nur noch als "Lumpen- oder Volksinstrument". Pantaleon
Hebenstreit, der als Zeitgenosse Bachs Ende des 17. Jahrhunderts schon als großer
Hackbrettvirtuose in Frankreich bekannt war, gab den Anstoß für eine neue Blütezeit.
Er verwendetet Hämmerchen verschiedener Materialien und veränderte so die Anschlagskraft.
Dadurch konnte er eine größere Verschiedenheit von Tonfarben und Tonstärken
erzielen. Die Ergebnisse seiner Versuche waren so eindrucksvoll, daß andere
Instrumentenbauer ermutigt wurden, herauszufinden, ob nicht das Cembalo ebenso
ausdrucksvoll sein könnte. Sie versuchten, eine Vorrichtung zu finden, welche
den Hammer des Cembalos in seine Ausgangsstellung zurückbringt, nachdem die
Saite angeschlagen ist. Währenddessen schrieben vorwiegend italienische Komponisten
(wie Antonio Vivaldi, Carlo Monza, Melchiorre Chiesa, Angelo Conti etc.) originale
Stücke für das italienische Hackbrett: "salterio tedesco". Die abwechselnd
mit Holz, Leder oder Filz belegten Hämmerchen, oder das Anreißen der Saiten
mit Federkielen, erlaubten eine viel größere Ausdrucksmöglichkeit gegenüber
dem Cembalo. Gleichzeitig kam im 18. Jahrhundert das persische Santur auch nach
Ostasien. Gespielt wurde es in China, Korea, in Tibet und in der Mongolei.
Diese zweite große Blütezeit des Hackbretts erstreckte sich mit Pantaleon
Hebenstreits Anstoß über 3 Generationen in Europa. Durch die schließlich geglückte
Erfindung der Hammermechanik wurde das Hackbrett vom Hammerklavier verdrängt
und sank im 19. Jahrhundert wieder zum Volksinstrument ab. Um 1930 wurde in
Salzburg durch Tobi Reiser und Heinrich Banzauner das bisher diatonische Hackbrett
zum chromatischen Hackbrett weiterentwickelt und für die alpenländische Volksmusik
verwendet. Durch die Wiederbelebung der klassischen Originalmusik des 18. Jahrhunderts
durch Karl-Heinz Schickhaus wurden auch Komponisten des 20 Jahrhunderts angeregt,
neue Musik für Hackbrett zu schaffen. 1985 ließ sich Rudi Zapf erstmals ein
Instrument mit großem Tonumfang, Dämpfmechanik und elektroakustischen Tonabnehmern
bauen. Mit diesem neuartigem "Klangtrapez", welches noch mehrfach
Weiterentwickelt wurde, geht Rudi Zapf auch neue Wege in der traditionsreichen
Geschichte des "Psalterios".